Schnauze voll
Zum Film:
Am Anfang steht eine fast schon klassische Theateridee: Eingebettet in das Setting einer Dinner Party sollen die Schauspieler*innen der Jungen Bühne Bern für das Stück „Schnauze voll” in die Rolle von Berufspolitiker*innen, Hippies, Aktivist*innen, Religiöse, Kriegsherr*innen etc. schlüpfen, um sich kollektiv an fünf ausgewählten Weltproblemen zu reiben und abzuarbeiten – eine Art UNO-Konferenz en miniature also. Man beginnt, gemeinsam eine Textgrundlage zu skizzieren, laboriert an der Dramaturgie des Stücks und fängt an, sich Gedanken über basale Theaterdinge wie die Beleuchtungstechniken zu machen.
Dann kommt das Virus.
Business as usual ist nicht mehr möglich, auch Dinner Partys im Theater fallen unter das Versammlungsverbot. Über das geplante Stück hängt ein Damoklesschwert. Das Altbewährte verflüchtigt sich notgedrungen, etwas Neues muss in Stand gesetzt werden. An der Ursprungsidee des Stücks wird festgehalten, mit der Konstellation wagt man sich aber auf ein Experimentierfeld: Statt im Kollektiv auf die Bühnenaufführungen hin zu proben, sollen die Schauspieler*innen ganz allein, ohne jeglichen Kontakt mit ihren Theaterkollegen bzw. weiteren Dinner Gästen, die Party betreten – und dabei gefilmt werden. Dass wenig Zeit für die Textvorbereitung blieb, dass die einzelnen Schauspieler*innen improvisierend auf die vorgefundene Raumausstattung reagieren müssen, überhaupt: dass jetzt viel mehr Werden und Spontaneität als Sein und Inszenierung gefragt ist, gerade darin liegt der Reiz der Versuchsanordnung.
Resultat des Experiments ist ein aufwühlender Film, der aus dem mehrstündigem Videomaterial mit hartem Schnitt montiert wurde. Die Antwortversuche der Schauspieler*innen auf das geschlossene Alleinsein wird im Film rau und kompakt ausgebreitet. Für den Schnitt ist der aufstrebende Star am Berner Kulturhimmel, Lukas Schenk, verantwortlich.
› Und es verändert sich weiter. TkkG kann zurück in den Proberaum und schliesslich doch vors Publikum (Reservierung erforderlich) …
Crew